
EIN GOLFCLUB MIT GESCHICHTE
ALLES BEGANN IM JAHR 1674
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Erbaut unter dem Reichsvizekanzler Friedrich Karl v. Schönborn, Bischof von Bamberg und Würzburg 1712 - 1717, durch Johann Lukas von Hildebrandt.
Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn (1674 - 1746) war ein Neffe des Reichskanzlers und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn, Bischof von Bamberg und Erzbischof von Mainz und wurde von diesem 1705 als Nachfolger Dominik Graf von Kaunitz zum Reichsvizekanzler ernannt.
Kaiser Leopold verweigerte zwar die Zustimmung, doch als dieser am 16. Juni 1705 starb, gab sein Nachfolger Josef I. die Einwilligung zu der Ernennung Friedrich Karls, da er sich für seine Wahl zum Kaiser das Wohlwollen des Reichskanzlers sichern musste. Friedrich Karl von Schönborn als Stellvertreter des Reichskanzlers am Wiener Hofe wurde 1706 Geheimer Rat, nachdem sein Onkel Lothar Franz dem Kaiser sein Mainzer Dragoner Regiment zur Bekämpfung der Aufstände in Ungarn zur Verfügung gestellt hatte.
Als Reichsvizekanzler bewohnte Friedrich Karl jenen Trakt der Wiener Hofburg, in dem sich die deutsche Reichskanzlei befand.
Die Wohnräume waren jedoch so beschränkt, dass er sich veranlasst sah, bald einen eigenen Wohnsitz zu schaffen. Er erwarb 1706 zwei Häuser in der Wiener Alserstadt samt großem Garten und ließ diesen Komplex nach den Plänen Hildebrandts umbauen und teilweise durch Neubauten ergänzen. So entstand in der heutigen Laudongasse des VIII. Wiener Gemeindebezirkes das Schönborn-Palais, das 1864 an die Gemeinde Wien verkauft wurde und dessen Hauptgebäude bis auf den heutigen Tag erhalten blieb. Vorübergehend war dort die K.K. Forstakademie untergebracht, derzeit befindet sich dort das Österreichische Volkskundemuseum.
Im Jahre 1740 kaufte Friedrich Karl ein Palais in der Renngasse, das von Fischer von Erlach erbaut wurde und zum Besitz der Gräfin Eleonore Magdalena Batthyany, der geistvollen treuen Freundin Prinz Eugens, gehörte. Das neu erworbene Palais sollte dem zukünftigen Majoratsherrn und dessen Nachkommenschaft als Wiener Familienwohnsitz dienen und befindet sich noch heute im Besitze der Familie Schönborn.
Mit Lukas von Hildebrandt wurde Friedrich Karl durch Prinz Eugen bekannt. Der Reichsvizekanzler fand an seiner Kunst so großen Gefallen, dass er ihn bleibend bis zu dessen Tode im Jahre 1745 in seinen Diensten behielt. Als Friedrich Karl 1734 sein Reichskanzleramt niederlegte und Wien für immer verließ, ernannte er Hildebrandt zum Generalinspektor über alle Gebäude, Straßen, Brücken und Gartenanlagen auf den ausgedehnten Besitzungen in Wien und Niederösterreich. Am 8. Juni 1710 erwarb Friedrich Karl die Herrschaft Göllersdorf vom Bischof von Wiener Neustadt, Graf Franz Anton Buchheim, dem letzten seines Stammes. Mit Bewilligung des Kaisers wurden auch der Name, das Wappen, alle Freiheiten und Pachte der gräflichen Familie Buchheim auf den Reichsvizekanzler und seine Erben übertragen.
Da das Buchheimsche Schloss zu Göllersdorf in seinem verwahrlosten Ãußeren einer mittelalterlichen Burg glich, entschloss sich Friedrich Karl, in dem eine halbe Stunde von Göllersdorf entfernten Mühlburg ein neues, seinem Range und Ansehen entsprechendes Schloss zu erbauen.
Mühlburg bestand damals aus einer Mühle, einer Schäferei und einem Obst- und Fasangarten. Mit dem Bau des Schlosses wurde bereits im Jahre 1711 begonnen und das Hauptgebäude mit dem großen Saal 1713 vollendet. Das ausgedehnte zweigeschossige Hauptgebäude besitzt drei Flügel um einen rechteckigen Hof (Rollschuhplatz). Daran wurden etwas später weitläufige Nebengebäude angebaut, die unter Vermittlung zweier geschwungener Pavillons in ¼ Kreisen um den Wasserbeckenhof liegen. Die reichgegliederte Hofseite erhält durch das in mehreren Abtreppungen mit Rundpavillons (Stiegenhäuser) zurücktretende Hauptgebäude und die geschwungenen Flügelbauten eine malerische Tiefenwirkung.
Die 13-achsige Gartenseite des Hauptgebäudes mit Mansardendach, mit dem 3-achsigen Mittelrisalit mit geschwungenem Wappengiebel und durch die 2achsige Eckrisalite breit gelagert, wirkt geschlossen und einheitlich. Innen ist nur wenig in der ursprünglichen Form erhalten geblieben, so vor allem die zweigeschossige Kapelle mit Deckengemälde und dem Altarbild des Hl. Karl Borromäus.
An der ursprünglichen Ausschmückung des Schlosses waren die Maler Peter Freiherr von Strudel, dessen Schüler Josef Scheubel, der Porträtist Franz Stampart und Joh. Melchior Roos im starkem Maß beteiligt. Von Stampart stammen die Ahnenbilder, von Jonas Drentwett das Deckenfresko in der Kapelle. An Stelle der ursprünglichen Gärten mit Wasserkünsten, Springbrunnen und Statuen befindet sich heute die 11. Spielbahn. Als Abschluss gegen den Meierhof entstand die reizende 1717 vollendete Orangerie, eine große rechteckige Anlage mit zwei Höfen, von denen der gegen das Schloss gekehrte halbkreisförmig ist und durch hohe Arkadenbauten einen Blick in die dahinter offen endigende Lindenallee, der ursprünglichen Zufahrtsstraße zum Schloss, freilässt.
Zur Versorgung der Wasserspiele dienten die Frotzelstalerquellen, die über die Ortschaft Obermallebarn in den Fasangarten eingeleitet wurden. Durch die fortwährenden Schäden an der Rohrleitung verfielen die Wasserspiele und schließlich entstand die heutige Form der Gartenseite bis zur Orangerie. Die Anlage des Parks ist teilweise auf Hildebrandt, aber noch mehr auf Major Welsch, dem berühmten kurmainzischen Baumeister zurückzuführen.
Der 75 Joch große Park mit dem großen Teich, dem Apollo- und chinesischen Tempel, der Wasserliesl und den verschiedenen Brücken zeigt im wesentlichen noch heute die Gestalt, welche er bei seiner Anlage erhalten hat. Von den Statuen, die ursprünglich in Taxusnischen bei den Wasserspielen standen, sind nur zwei erhalten: Flora und Pomona, die auf dem Hügel beim Teich und bei der Blumenbrücke stehen. Von den im Jahre 1808 an den Pfarrer von Ober-Hautzenthal verkauften Statuen sind nur mehr der Apoll und mehrere Köpfe im Pfarrgarten erhalten. Das Schlossgebäude ist in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben. Es wurde lediglich in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts vor dem großen Mittelsaal ein auf eisernen Säulen ruhender Balkon angebracht, der 1905 durch einen größeren, von steinernen Säulen getragenen, ersetzt wurde.
Umso größer sind dagegen die Veränderungen im Inneren des Schlosses. Die zahlreichen großen Bilder von Strudel, die die Decken und Wände des Saales und des Vorzimmers schmückten und die von Roos, die in der Orangerie hingen, sind gänzlich verschwunden. Desgleichen sind das große Vorzimmer, der Saal und die drei links anschliessenden Räume ihrer herrlichen Stukkaturen an Decken und Wänden beraubt worden. Die Grotesken der Sala Terrena und der Bibliothek fielen mit der Zeit der Feuchtigkeit des Mauerwerkes zum Opfer. Auch die Orangerie erlitt das gleiche Schicksal.
Nur in den Fensternischen sind noch wenige Überreste der ehemaligen Pracht zu sehen. Der Grund dieses unbegreiflichen Vorganges dürfte einerseits darin zu suchen sein, dass der erste Fideikommissherr Graf Eugen Erwin von Schönborn-Neussenstamm keinen männlichen Nachkommen besaß und daher an der Erhaltung der stilvollen Prachträume kein besonderes Interesse hatte, andererseits aber auch darin, dass der Barockstil im Laufe der Zeit unmodern geworden war und dem modernen Rokoko, dem Empire und dem Louis XVI-Stil weichen musste.
Wahrscheinlich anlässlich der Vollendung des Schlossbaus widmete 1733 Johann Lukas von Hildebrandt seinem Namenspatron zu Ehren die Kapelle des Hl. Johann von Nepomuk. Die Statue des Heiligen befindet sich unter einem von 4 Säulen getragenen Helm, auf dem eine Krone frei aufliegt.
Das Denkmal befindet sich am heutigen 22. Loch und war im Blickfang des Schlossherrn.
Im Dienst Friedrich Karls schuff Hildebrandt weiters die Gruft- und Pfarrkirche in Göllersdorf, die Kirchen Aspersdorf, Weyerburg und Stranzendorf.
Benützte Quellen: Geschichte der Familie Schönborn Georg Dehio, Handbuch (Niederösterreich)